Karriereknicks und deren Auswirkung auf das Selbstbild: Wie sie neue Perspektiven entwickeln
- Christian Asperger
- 31. März
- 5 Min. Lesezeit
Ein beruflicher Rückschlag kann eine tiefe Verunsicherung auslösen – sei es durch eine unerwartete Kündigung, eine gescheiterte Selbstständigkeit oder eine verpasste Beförderung. Plötzlich stehen viele Fragen im Raum: Wer bin ich ohne meine bisherige Position? Wie geht es jetzt weiter? Gerade wenn die Karriere eng mit dem eigenen Selbstwertgefühl verknüpft ist, kann ein solcher Umbruch schwer wiegen.
Aus meiner langjährigen Erfahrung als systemischer Business Coach und Psychotherapeut weiß ich, wie tiefgreifend solche Krisen wirken können. Viele meiner Klienten berichten von Selbstzweifeln, Angst und einem Gefühl der Wertlosigkeit. Doch ich habe ebenso erlebt, dass genau diese Herausforderungen der Ausgangspunkt für erstaunliche persönliche und berufliche Entwicklungen sein können. Mit der richtigen Perspektive und gezielten Strategien lässt sich nicht nur das Selbstbild stabilisieren, sondern sogar eine neue, erfüllende Karriere ausrichten.

Was Sie hier erfahren können
Warum berufliche Rückschläge das Selbstbild so stark beeinflussen
Welche emotionalen und psychologischen Prozesse dabei ablaufen
Wie Sie mit Krisen umgehen und sich neu ausrichten können
Welche Rolle Familie, Kinder oder gesundheitliche Herausforderungen spielen
Praktische Strategien und Tipps für eine erfolgreiche Neuausrichtung
Beispiele aus der Praxis für eine bessere Orientierung
Inhaltsverzeichnis
1. Der Einfluss beruflicher Rückschläge auf das Selbstbild
Unsere Karriere ist oft eng mit unserem Selbstwertgefühl und unserer Identität verknüpft. Ein plötzlicher Jobverlust, eine unerwartete Kündigung, eine verpasste Beförderung oder gar der Zwang, eine längere Pause einzulegen, kann daher tiefe Spuren hinterlassen.
Viele Menschen definieren sich stark über ihren Beruf.
Die Arbeit gibt Struktur, Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden. Fällt dieser Ankerpunkt plötzlich weg, entstehen Unsicherheit und Zweifel. Besonders herausfordernd ist dies, wenn der Rückschlag nicht selbst verschuldet wurde, sondern externe Faktoren wie eine Unternehmensumstrukturierung oder eine Krankheit eine Rolle spielen.
Praxisbeispiel
Julia, 38 Jahre alt, arbeitete erfolgreich als Marketingmanagerin, bis eine Firmenfusion dazu führte, dass ihre Position überflüssig wurde. Plötzlich war sie arbeitslos, obwohl sie zuvor immer als Leistungsträgerin galt. Ihr Selbstbild als erfolgreiche Karrierefrau geriet ins Wanken. Hinzu kam die Belastung durch ihre Familie – als Mutter von zwei kleinen Kindern hatte sie das Gefühl, nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familie enttäuscht zu haben. Im Verlauf der Therapie ging es vor allem darum die kritische Haltung gegenüber sich selbst zu hinterfragen und gleichzeitig die Selbstfreundschaft zu stärken.

2. Die psychologischen Mechanismen hinter Selbstzweifeln und Identitätskrisen
Wenn die Karriere stagniert oder abrupt endet, reagiert unser Gehirn mit einer Art "Schockzustand". Typische emotionale Reaktionen sind:
Scham und Selbstzweifel: "War ich nicht gut genug? Habe ich versagt?"
Angst vor der Zukunft: "Wie finde ich eine neue Position? Wer wird mich noch einstellen?"
Wut und Frustration: "Warum passiert das ausgerechnet mir?"
Gefühl der Wertlosigkeit: "Ohne meinen Job bin ich nichts wert."
Diese Gedanken können in eine Abwärtsspirale führen, in der sich Betroffene immer weiter zurückziehen und sich selbst sabotieren. Wichtig ist es, diese Muster frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern.
Praxisbeispiel
Clemens, 45, war jahrelang erfolgreicher IT-Projektleiter, bis er aufgrund einer chronischen Erkrankung längere Zeit ausfiel. Als er zurückkam, hatte sich sein Team verändert, und er wurde auf eine weniger anspruchsvolle Position versetzt. Die Enttäuschung darüber ließ ihn an sich selbst zweifeln, und er zog sich zunehmend zurück – sowohl beruflich als auch privat. Erst durch gezielte Selbstreflexion und Coaching fand er einen neuen Weg und entschied sich für eine freiberufliche Karriere, wo er seine Kompetenzen und Erfahrungen gezielt einsetzen kann.

3. Die Rolle von Familie, Kindern und Gesundheit in beruflichen Umbrüchen
Berufliche Rückschläge sind nie isolierte Ereignisse – sie betreffen das gesamte soziale Umfeld. Besonders für Eltern oder Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen stellt eine berufliche Krise eine doppelte Belastung dar: Neben der eigenen Verunsicherung müssen sie auch die Bedürfnisse ihrer Familie im Blick behalten.
Eltern in der Karrierefalle: Viele Mütter und Väter erleben nach einer Elternzeit Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg oder werden in weniger anspruchsvolle Rollen gedrängt.
Gesundheitliche Einschränkungen: Chronische Krankheiten oder psychische Belastungen können den Karriereverlauf stark beeinflussen und erfordern oft eine Neuausrichtung.
Partnerschaft und soziales Umfeld: Der Druck, weiterhin finanziell zum Haushalt beizutragen, kann Spannungen in der Beziehung erzeugen.
Praxisbeispiel
Kerstin, 42, hatte sich nach der Geburt ihrer Tochter eine Pause von zwei Jahren genommen. Als sie in ihren alten Job als HR Businesspartner zurückkehren wollte, war ihre Stelle bereits anderweitig besetzt. Sie fühlte sich degradiert, als ihr eine Junior-Position angeboten wurde. Erst durch eine bewusste Neuausrichtung – und durch Gespräche mit ihrem Partner – entschied sie sich für eine Selbstständigkeit als HR-Coach.

4. Strategien zur Neuausrichtung der eigenen Identität
1. Akzeptanz der Situation
Erkennen Sie an, dass der Rückschlag ein Teil Ihrer beruflichen Laufbahn ist und kein persönliches Versagen bedeutet.
Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst sind normal – geben Sie sich Raum, diese zu verarbeiten.
Sehen Sie den Rückschlag als eine Möglichkeit, innezuhalten und langfristig bessere Entscheidungen für sich zu treffen.
2. Selbstreflexion und Neubewertung
Welche Fähigkeiten, Interessen und Werte sind Ihnen wirklich wichtig?
Gab es vielleicht schon vorher Anzeichen, dass die bisherige Richtung nicht mehr zu Ihnen passte?
Welche anderen Berufe oder Tätigkeiten könnten Ihre Stärken besser nutzen?
Nutzen Sie Methoden wie Mind-Mapping oder geführte Journaling-Techniken, um neue Perspektiven zu entwickeln.
3. Neue Ziele setzen
Definieren Sie realistische und erfüllende Karriereschritte.
Erstellen Sie eine Liste mit möglichen Alternativen – sei es eine Weiterbildung, ein Branchenwechsel oder der Schritt in die Selbstständigkeit.
Setzen Sie Prioritäten und überlegen Sie, welche Schritte kurzfristig und langfristig umsetzbar sind.
4. Unterstützung suchen
Austausch mit Freunden, Familie oder Netzwerken kann wertvolle Perspektiven liefern.
Ein Coach oder Therapeut kann helfen, blinde Flecken zu erkennen und neue Wege zu entwickeln.
Treten Sie gezielt Berufsverbänden oder Online-Communities bei, um neue Kontakte und Inspirationen zu erhalten.
Nutzen Sie Mentoring-Programme oder sprechen Sie mit Menschen, die ähnliche Situationen gemeistert haben.
Ziehen Sie professionelle Beratung in Betracht, um persönliche Stärken und neue Möglichkeiten gezielt zu analysieren.
Kleine Schritte gehen, sich nicht unter Druck setzen und professionelle Hilfe annehmen.
5. Fazit: Jeder Rückschlag birgt neue Chancen
Ein Karriereknick kann schmerzhaft sein, aber er bietet auch eine Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung. Indem Sie sich bewusst mit Ihren Werten, Stärken und Zielen auseinandersetzen, können Sie eine neue, vielleicht sogar erfüllendere Richtung einschlagen. Entscheidend ist es, aktiv zu bleiben, sich Unterstützung zu holen und neue Perspektiven zuzulassen.
Rückschläge sind nicht das Ende – sie sind oft der Anfang eines neuen Kapitels. Nutzen Sie diese Chance bewusst und gestalten Sie Ihre Zukunft aktiv mit neuen Möglichkeiten und frischer Energie.

6. Mein Therapie-Ansatz kann helfen

In meiner Rolle als Psychotherapeut integriere ich meine langjährige Erfahrung aus meiner Praxis als Psychotherapeut sowie als Führungskraft in Konzernen mit einer soliden Ausbildung in systemischer Psychotherapie und Coaching. Mein Ansatz basiert auf dem Verständnis der Menschen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und der Konzentration auf das "Wie" gegenwärtiger Situationen. Ich betrachte Klienten als Experten ihrer eigenen Fälle und vermeide es, Themen zu vertiefen, die sie nicht aktiv einbringen.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit engagiere ich mich in kontinuierlichen Weiterbildungen und genieße meine Freizeit mit meiner Familie und Outdoor-Aktivitäten. Meine Qualifikationen umfassen systemische Psychotherapie, Paartherapie, hundegestützte Therapie, EMDR, systemisches Coaching und ein Studium der Betriebswirtschaft.