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Über Sexualität in der Therapie sprechen: Warum es wichtig ist?

  • Autorenbild: Christian Asperger
    Christian Asperger
  • 15. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

„Wir reden über alles – nur nicht über Sex.“


Diesen Satz höre ich in meiner Praxis für Paartherapie immer wieder. Sexualität ist eines der intimsten, verletzlichsten und gleichzeitig konfliktreichsten Themen in Partnerschaften. Obwohl sie für die emotionale und körperliche Verbindung zentral ist, wird sie oft verschwiegen, verdrängt oder tabuisiert. Dabei kann gerade das offene, ehrliche Gespräch über Sexualität in der Therapie ein Schlüssel sein – für mehr Nähe, Verstehen und erfülltes Miteinander.


Doch warum fällt es Paaren so schwer, in der Therapie über Sexualität zu sprechen? Welche Ängste, Schamgefühle oder Kommunikationsbarrieren stehen im Weg? Und wie kann ein sicherer therapeutischer Rahmen helfen, auch die schwierigsten Themen anzusprechen?


Paar küss sich vor Schriftzug Sex

In der Therapie über Sexualität sprechen? – Das Wichtigste in Kürze


  • Sexualität ist ein zentraler Bestandteil vieler Partnerschaften – aber selten Thema im Alltag.

  • In der Therapie über Sexualität zu sprechen ermöglicht tiefere emotionale und körperliche Verbindung.

  • Scham, Angst vor Zurückweisung oder alte Beziehungsmuster erschweren oft den offenen Austausch.

  • Paartherapie bietet einen geschützten Rahmen, um Wünsche, Grenzen und Unsicherheiten zu erforschen.

  • Auch Themen wie Selbstbefriedigung, Pornografie oder sexuelle Fantasien dürfen hier Platz haben.

  • Therapeutische Gespräche helfen, neue Sprache und Verständnis für Intimität zu entwickeln.

Inhalt


1. Warum Sex für die Beziehung wichtig ist

Sexualität ist nicht einfach nur Sex. Er ist ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Partnerschaft, denn er schafft Intimität, Nähe und eine tiefe emotionale Verbundenheit. Gerade wenn Sexualität plötzlich fehlt, zeigt sich, wie wichtig diese körperliche Ebene für eine Beziehung ist. Ohne Sex entsteht oft eine emotionale Lücke zwischen den Partnern, die sich kaum durch andere gemeinsame Aktivitäten oder Gespräche schließen lässt.

Evolutionär betrachtet festigen Sexualität und körperliche Nähe Ihre Beziehung, da sie Vertrauen und Geborgenheit fördern. Wenn diese Verbindung vernachlässigt wird, drohen Unsicherheit, Entfremdung und das Gefühl von Ablehnung – Gefühle, die Ihre Beziehung langfristig erheblich belasten können.

2. Warum es so schwer fällt, über Sexualität zu sprechen

Sexualität ist emotional aufgeladen, verbunden mit Körperbild, Selbstwert, Intimität – und oft auch mit Angst, Scham und früheren Verletzungen. Viele Menschen haben nie gelernt, in einer partnerschaftlichen Beziehung offen über ihre sexuellen Bedürfnisse oder Grenzen zu sprechen.


In meiner Praxis erlebe ich häufig, dass Paare in Sitzungen sehr ausführlich – mitunter stundenlang – über scheinbar banale Alltagsthemen wie das Einräumen des Geschirrspülers oder das richtige Bedienen der Waschmaschine diskutieren. Dabei geht es oft nicht wirklich um Haushalt, sondern um tieferliegende Dynamiken wie Ordnung, Kontrolle und das Bedürfnis nach Autonomie.


Was nach pragmatischer Auseinandersetzung klingt, ist in Wirklichkeit oft Ausdruck eines Kampfes um Macht und Ohnmacht innerhalb der Beziehung. Entscheidungen im Paarleben werden symbolisch über solche Themen ausgehandelt – während das eigentliche Bedürfnis nach Nähe oder sexueller Verbindung unausgesprochen bleibt. Nicht selten holt sich ein Partner oder eine Partnerin durch die (unbewusste) Verweigerung sexueller Verfügbarkeit die Kontrolle über ein als ungerecht empfundenes Beziehungsgefüge zurück.


Diese verdeckten Beziehungsmuster zu erkennen und gemeinsam zu reflektieren, ist ein wichtiger Teil der therapeutischen Arbeit – und der erste Schritt hin zu einer ehrlicheren, freieren Sexualität in der Beziehung.



Mann auf Couch in Psychotherapie


3. In der Therapie über Sexualität sprechen: Wie geht das?

Wenn Sie sich entscheiden, in der Therapie über Sexualität zu sprechen, schaffen Sie Raum für neue Begegnung. Der erste Schritt besteht oft darin, die eigenen Unsicherheiten zu benennen:


  • „Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll.“

  • „Ich schäme mich für meine Wünsche.“

  • „Ich habe Angst, dass ich meinen Partner verletze.“


Ein erfahrener Therapeut oder eine Therapeutin unterstützt Sie dabei, eine gemeinsame Sprache für das Thema zu finden. Dabei geht es nicht nur um „Technik“ oder Häufigkeit, sondern um das dahinterliegende Erleben: Fühlen Sie sich gesehen, begehrt, respektiert, verbunden?



4. Mit Scham und Angst umgehen

Scham ist ein stiller Begleiter in vielen Paarbeziehungen – vor allem, wenn es um Intimität geht. Themen wie Lustlosigkeit, Erektionsprobleme, sexuelle Fantasien oder Unsicherheiten mit dem eigenen Körper können belastend sein.


In der Therapie darf alles ausgesprochen werden – ohne Wertung. Der geschützte Rahmen hilft, sich verletzlich zu zeigen und dabei verstanden zu werden. Wer gelernt hat, dass Sexualität beschämt oder bewertet wird, kann hier neue Erfahrungen machen.


5. Unzufriedenheit in der Sexualität ansprechen - ohne zu verletzen

Eine Beziehung ohne sexueller Zufriedenheit ist ein sensibles Thema, über das Paare häufig schweigen. Doch genau dieses Schweigen macht das Problem meist größer. Offene Kommunikation ist daher der wichtigste Schritt, um die Krise gemeinsam zu bewältigen.

Ein häufiger Wunsch in der Therapie ist: „Wie kann ich sagen, dass ich unzufrieden bin, ohne meinen Partner zu kränken?“


Hier einige Impulse aus der Praxis:

  • Sprechen Sie aus der Ich-Perspektive: „Ich sehne mich nach mehr Nähe“, statt „Du willst ja nie“.

  • Zeigen Sie Wertschätzung: „Ich liebe dich – und trotzdem spüre ich eine Distanz in unserer Intimität.“

  • Machen Sie das Gespräch nicht zum Vorwurf, sondern zur Einladung: „Wollen wir gemeinsam hinschauen, was uns fehlt?“



Frau mit Schild "Speak Positive"


6. Tabuthemen in der Sexualität: Selbstbefriedigung, Pornografie & Fantasien


Viele Paare erleben Spannungen durch „versteckte“ Themen wie:


  • Unterschiedliche Einstellungen zur Selbstbefriedigung

  • Nutzung pornografischer Inhalte

  • Sexuelle Fantasien, die andere Menschen einbeziehen - offene Beziehung


Solche Themen sind mit Unsicherheiten und Ängsten verbunden – z. B. „Reicht meinem Partner meine Nähe nicht?“ oder „Was bedeutet das für unsere Beziehung?“


In der Therapie können diese Fragen offen besprochen werden. Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern um ein tieferes Verstehen – und darum, Grenzen und Wünsche neu auszuhandeln.


7. Was tun, wenn ein Partner nicht darüber sprechen kann oder will?

Nicht selten erlebt ein Partner Gesprächsbereitschaft – der andere zieht sich zurück. Das ist verständlich: Wer nie gelernt hat, offen über Sexualität zu sprechen, braucht Zeit und Vertrauen.


Hier helfen kleine Schritte:


Auch Schweigen ist eine Form der Kommunikation – in der Therapie kann es „übersetzt“ und verstanden werden.


Paar im Sonnenuntergang



8. Erfahrungsberichte aus der Praxis der Paartherapie

Fallbeispiel 1: Anna & Lukas – Nähe, Distanz und sexuelle Sprachlosigkeit


Anna (38) und Lukas (42) sind seit 12 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder. Seit Jahren haben sie kaum noch körperlichen Kontakt. In der Therapie wird sichtbar: Lukas empfindet enormen Druck, „funktionieren“ zu müssen. Anna sehnt sich nach Berührung, fühlt sich abgelehnt.


In den Sitzungen wird erarbeitet, dass Sexualität nicht nur körperlich ist – sondern auch emotional. Lukas lernt, seine Angst vor Versagen zu benennen. Anna erkennt, dass sie ihre Sehnsucht ausdrücken darf, ohne Vorwurf. Nach einigen Monaten finden beide neue Wege, einander zu begegnen – auch jenseits von „klassischem Sex“.


Fallbeispiel 2: Miriam & David – Wunsch nach Fantasie versus Angst vor Verlust


Miriam (31) bringt in der vierten Sitzung ein Thema zur Sprache: Sie habe Fantasien, in denen sie andere Menschen sexuell attraktiv findet. David (35) reagiert verunsichert, fühlt sich bedroht.


Im therapeutischen Prozess wird deutlich: Beide haben unterschiedliche Vorstellungen von Exklusivität – und viel Angst, den anderen zu verlieren. Die Gespräche führen nicht zu offenen Beziehungen – aber zu einem ehrlicheren Umgang mit Fantasien, Grenzen und Sehnsüchten. Beide fühlen sich am Ende der Therapie freier und gleichzeitig verbundener.

Fallbeispiel 3: Eva & Thomas – Wenn einer will und der andere nicht mehr kann


Eva (45) fühlt sich sexuell frustriert – Thomas (48) hat seit Monaten keine Lust mehr. In den Sitzungen wird sichtbar, dass Thomas unter beruflichem Druck steht und sich selbst kaum noch spürt. Seine Sexualität ist „eingefroren“.


Die Paartherapie nutzt Methoden der körperzentrierten Achtsamkeit: Thomas lernt, wieder in Kontakt mit sich zu kommen. Eva übt, sich nicht zurückgewiesen zu fühlen. Langsam entwickelt sich ein neues, zartes Miteinander – mit kleinen Gesten, viel Respekt und neuen Formen von Intimität.



Paar umarmt sich auf Couch


9. FAQ: Häufige Fragen zum Thema Sexualität in der Paartherapie

Ist es normal, dass wir als Paar nicht über Sexualität sprechen können?

Ja. Viele Paare vermeiden das Thema – oft aus Angst vor Konflikten oder Verletzungen.

Muss ich in der Therapie intime Details erzählen?

Nur das, was für Sie stimmig ist. Alles ist freiwillig – nichts muss, alles darf.

Was, wenn mein Partner nicht über Sexualität sprechen möchte?

Auch das ist Thema in der Therapie. Manchmal helfen Einzelgespräche als Einstieg.

Können sich sexuelle Wünsche in der Beziehung verändern?

Absolut. Lust, Bedürfnisse und Nähe entwickeln sich über die Zeit – Therapie kann helfen, diese Veränderungen zu begleiten.

Wie spreche ich an, dass ich mit unserer Sexualität unzufrieden bin?

Mit Ich-Botschaften, Empathie und möglichst ohne Vorwurf – die Therapie kann konkrete Kommunikationshilfen bieten.

Ist es ein Zeichen für eine schlechte Beziehung, wenn wir sexuelle Probleme haben?

Nein – oft sind sexuelle Schwierigkeiten Ausdruck tieferliegender Beziehungsmuster. Therapie hilft, diese zu erkennen und zu verändern.

Was tun, wenn Pornografie die Beziehung belastet?

Auch das kann in der Therapie offen besprochen werden – ohne Schuldzuweisungen, mit Raum für beide Perspektiven.

Welche Rolle spielt mein eigenes Körperbild in der Sexualität?

Eine sehr große. Wer sich im eigenen Körper nicht wohlfühlt, hat oft Schwierigkeiten mit Intimität. Auch das kann in der Therapie bearbeitet werden.



10. Fazit: Warum sich das Gespräch lohnt


In der Therapie über Sexualität zu sprechen, ist nicht immer leicht – aber meist heilsam. Wenn Scham, Angst und Sprachlosigkeit überwunden werden, entsteht Raum für echte Begegnung.


Paartherapie schafft einen geschützten Raum, in dem auch das Unsagbare sagbar wird – ein Raum, in dem Sie sich selbst und einander neu begegnen können.



11. Über mich: Paartherapeut Mag. Christian Asperger


Paartherapeut Mag. Christian Asperger

Ich bin Psychotherapeut mit Spezialisierung auf systemische Paar- und Familientherapie und begleite seit vielen Jahren Paare in schwierigen Lebensphasen. Mein Ziel ist es, Ihnen dabei zu helfen, Beziehungsprobleme offen anzusprechen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Dabei sehe ich Psychotherapie nicht nur als Beruf, sondern als meine Leidenschaft und Berufung.

Durch meine langjährige Erfahrung verfüge ich über ein hohes Maß an zwischenmenschlichem Verständnis und praktischer Kompetenz.




Gerne unterstütze ich Sie in meiner Praxis in Wien, um Ihre Beziehungskrise zu überwinden und neue Nähe und Intimität zu schaffen. Gemeinsam finden wir Ihren individuellen Weg zu einer glücklichen Partnerschaft zurück.






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