Das innere Kind in der Psychotherapie: Alte Wunden heilen
- Christian Asperger
- 1. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Stellen Sie sich vor, Sie tragen unsichtbare Narben in sich – Spuren früherer Verletzungen, die Ihr Verhalten, Ihre Gefühle und Ihre Beziehungen maßgeblich beeinflussen. Genau diese Prägungen des so genannten inneren Kindes werden in der Psychotherapie inneres Kind liebevoll und systematisch bearbeitet. In meiner Praxis in 1020 Wien haben schon zahlreiche Klientinnen und Klienten erlebt, wie das Erkennen und Integrieren kindlicher Anteile zu echter Freiheit und emotionaler Stabilität führt

Auf einen Blick: Psychotherapie inneres Kind
Definition: Das innere Kind fasst unsere frühen Emotionen und Bedürfnisse der Kindheit zusammen.
Ziel: Alte Glaubenssätze und Verletzungen transformieren, Selbstmitgefühl stärken.
Methoden: Teilearbeit, systemische Aufstellungen, Genogramm.
Symptome: Ängste, Beziehungsprobleme, Perfektionismus, Suchtverhalten.
Schutzstrategien: Vermeidung, Überanpassung, Aggression, Rückzug.
Systemischer Blick: Familientherapie nutzt Beziehungsdynamiken für Heilungsprozesse.
Praxisbeispiel: Ego-States auf innerer Bühne oder Rollenspiele bringen innere Anteile zum Dialog.
Inhalt
1. Was ist das innere Kind
In den 1970er Jahren prägte die Psychoanalytikerin Alice Miller den Begriff des inneren Kindes, der später von Autoren wie John Bradshaw weiterentwickelt wurde. Es handelt sich um einen metaphorischen Anteil in unserer Psyche, in dem alle frühen Gefühle, Bedürfnisse und Erfahrungen gespeichert sind – von liebevoller Geborgenheit bis hin zu Gefühlen von Verlassenheit oder Ablehnung.
Essenz: Das innere Kind ist keine Kindheitserinnerung, sondern ein aktiver Teil unserer Persönlichkeit.
Funktion: Es schützt uns (Warnsignale bei Gefahren), motiviert uns (Neugier, Kreativität) und speichert zugleich unerfüllte Sehnsüchte.
Dysbalance: Bleiben verletzte Anteile lange unverarbeitet, steuern sie unser Leben unbewusst und erzeugen ungünstige Verhaltensmuster.
In der Psychotherapie inneres Kind werden diese Anteile bewusst gemacht, um Kontrolle zurückzugewinnen und Heilung zu ermöglichen.
2. Welche kindlichen Anteile gibt es in uns
Aus der therapeutischen Praxis haben sich mehrere archetypische Anteile etabliert:
Anteil | Charakteristik | Potenzial |
---|---|---|
Verletztes Kind | Schmerz, Scham, Angst | Heilung durch Mitgefühl |
Angstvolles Kind | Misstrauen, Unsicherheit | Sicherheit durch Selbstfürsorge |
Wütendes Kind | Unkontrollierte Wut, Aggression | Energiequelle für gesunde Abgrenzung |
Entdeckendes Kind | Neugier, Kreativität, Spiel | Quelle für Innovation und Lebensfreude |
Anpassungsfähiges Kind | Bedürfnis nach Anerkennung, Überanpassung | Flexibilität, Lernbereitschaft |
Diese Anteile können in unterschiedlichen Situationen dominieren und unser Erwachsenenleben prägen.

3. Was ist das Ziel der Arbeit mit dem inneren Kind
Die Psychotherapie inneres Kind verfolgt mehrere überlappende Ziele:
Psychoedukation: Klientinnen und Klienten verstehen Entstehung und Wirkung ihrer inneren Anteile.
Kontaktaufnahme: Durch imaginative Techniken wird ein sicherer Dialog mit dem inneren Kind ermöglicht.
Integration: Verdrängte Gefühle werden angenommen und ins Ich integriert.
Umstrukturierung: Alte, dysfunktionale Glaubenssätze werden durch realistische, stärkende Überzeugungen ersetzt.
Resilienzförderung: Aufbau von Selbstmitgefühl und emotionaler Stabilität, um zukünftige Krisen zu bewältigen.
Langfristig zielt die Arbeit darauf ab, dass das erwachsene Ich die Verantwortung übernimmt und fürsorglich für das innere Kind sorgt.
4. Welche Symptome können sich aus dem inneren Kind entwickeln und im Erwachsenenleben manifestieren
Ungelöste innere Konflikte erzeugen vielfältige Symptome, die wir in der Therapie im Kontext früher Erlebnisse verstehen:
Burn‑out und Erschöpfung: Permanente Überforderung, weil das angepasste Kind nur durch Leistung Bestätigung erfährt.
Beziehungsprobleme: Konflikte, Bindungsangst oder Abhängigkeit durch früh erlernte Bindungsmuster.
Ängste und Panikattacken: Flashbacks kindlicher Unsicherheit in stressigen Situationen.
Depressive Stimmungen: Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit als Ausdruck verlorener Geborgenheit.
Somatisierungen: Kopf‑, Rücken‑ oder Magenbeschwerden als Übersetzung unverarbeiteter Emotionen.
Sucht- und Essstörungen: Substanzen oder Essen als Mittel zur Emotionsregulation.
Eine vielschichtige Symptomentwicklung verdeutlicht die Relevanz einer ganzheitlichen inneren-Kind-Arbeit.
5. Wie entstehen negative Glaubenssätze und Überzeugungen des inneren Kindes
Negative Glaubenssätze, auch Core Beliefs genannt, entstehen durch wiederholte, prägende Erfahrungen in der Kindheit:
Elterliche Botschaften: „Sei stark“, „Weine nicht“, „Du bist anders“.
Soziale Prägungen: Mobbing oder Ausgrenzung in Schulzeiten.
Traumatische Erlebnisse: Verluste, Trennungen oder Missbrauch.
Diese Glaubenssätze wie „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Leistung macht meinen Wert aus“ beeinflussen Gedanken, Gefühle und Verhalten im Erwachsenenalter. Die Therapie deckt sie auf und ersetzt sie durch realitätsgerechte, stärkende Überzeugungen.

6. Welche Schutzstrategien können sich daraus entwickeln
Schutzmechanismen dienen kurzfristig dem seelischen Gleichgewicht, blockieren jedoch Heilung:
Vermeidung: Rückzug vor Situationen, die Angst und Scham berühren.
Überkompensation: Arbeits- oder Perfektionismus, um innere Leere zu füllen.
Unterwerfung: Selbsterniedrigung, um Ablehnung zu vermeiden.
Aggression: Abwehr von vermeintlicher Bedrohung durch Wut.
Betäubung: Suchtverhalten, Ablenkung durch exzessiven Konsum (Arbeit, Alkohol, Medien).
In der Psychotherapie inneres Kind werden diese Strategien entlarvt und durch gesunde Bewältigungsmechanismen ersetzt.
7. Welche Auswirkungen gibt es auf unser Beziehungsleben
Ungeheilte innere Anteile führen häufig zu wiederkehrenden Beziehungskonflikten. Beziehungsmuster spiegeln unser inneres Familiensystem wider:
Projektive Identifikation: Partner erleben die Projektion unbewusster Anteile – etwa das ängstliche Kind.
Rollenbesetzung: Retter, Verfolger oder das hilflose Kind installieren sich unbemerkt.
Kommunikationsmuster: Stille, Vorwürfe oder übertriebene Harmonie als Ausdruck innerer Dynamiken.
In Paartherapie und Familientherapie werden diese Muster sichtbar und können bewusst verändert werden.

8. Wie werden diese Beziehungserfahrungen in der systemischen Familientherapie genutzt
Die systemische Familientherapie bezieht das innere Kind in das gesamte System ein:
Genogramm-Arbeit: Darstellung familiärer Muster über Generationen hinweg.
Familienaufstellung: Visualisierung innerer Anteile im Raum, um Dynamiken zu erkennen.
Zirkuläres Fragen: Aufdecken von Wechselwirkungen zwischen Familienmitgliedern und inneren Anteilen.
Ressourcenorientierte Interventionen: Stärkung gesunder Systemanteile (z. B. erwachsenes Ich).
So entsteht ein differenziertes Bild, das den Heilungsprozess intensiv unterstützt.

9. Erfahrungsberichte aus der Praxis: Wie Klienten in der Psychotherapie mit dem inneren Kind arbeiten
Beispiel 1: Dr. Anna, Fachärztin für Innere Medizin
Anna, 42, erfolgreiche Internistin, klagte über chronische Erschöpfung und das Gefühl, nie gut genug zu sein. In Sitzungen nutzten wir imaginative Resozialisierungsarbeit, bei der Anna ihr jüngeres Selbst in einer sicheren Umgebung besuchen durfte. Schritt für Schritt lernte sie, der inneren 8‑jährigen Anna zuzuhören und deren Verlassenheitsängste zu beruhigen. Heute hat sie ein inneres Ritual etabliert: Jeden Morgen gibt sie sich selbst fünf Minuten liebevolle Zuwendung – eine praktische Ressource, um im Klinikalltag emotional stabil zu bleiben.
Beispiel 2: Michael, Rechtsanwalt in einer Großkanzlei
Michael, 35, kämpfte mit chronischem Perfektionismus und Prokrastination – Symptome seines angepassten inneren Kindes, das früh lernte, nur durch Leistung Akzeptanz zu erfahren. In der Therapie führten wir eine Gestaltübung durch: Michael setzte sich einem leeren Stuhl gegenüber, sprach als sein inneres Kind und erlaubte sich erstmals, Fehler zuzugeben. Diese bewusste Konfrontation brach seine Blockade, und er entwickelte eine „Fehlerfreundlichkeits“-Strategie: Einmal pro Woche berichtet er einem Kollegen von einem kleinen Missgeschick, um positive Erfahrungen mit Unvollkommenheit zu sammeln.
Beispiel 3: Sarah, Gründerin eines Tech-Startups
Sarah, 29, hatte als Startup-Gründerin kaum Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Ihr rebellisches inneres Kind suchte Abwechslung und Anerkennung, führte aber zu ständiger Unruhe. In systemischen Aufstellungen visualisierten wir ihre inneren Anteile und Familie: Sarah lernte, ihr rebellisches Kind durch festgelegte kreative Pausen zu nähren und gleichzeitig ihre Verantwortung als Chefin wahrzunehmen. Heute plant sie jede Woche feste Zeiten für persönliche Projekte ein – ein nachhaltiger Kompromiss zwischen Freiheit und Struktur.
10. FAQ: Die wichtigsten Fragen rund Psychotherapie inneres Kind
Ist innere-Kind-Arbeit wissenschaftlich fundiert?
Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit imaginativer und traumsensitiver Verfahren bei der Traumatherapie und emotionalen Regulation (z. B. Gestalttherapie nach Perls, EMDR-Anwendungen).
Wie kann ich mein inneres Kind entdecken?
Wie kann ich zu meinem inneren Kind Kontakt aufnehmen?
Wie heile ich das innere Kind in mir?
Wie lange dauert es, das innere Kind zu heilen?
Was ist, wenn ich mein inneres Kind nicht finde?
11. Fazit Psychotherapie inneres Kind
Die Psychotherapie inneres Kind bietet einen kraftvollen Ansatz, um alte Wunden zu heilen und authentisch zu leben. Indem wir unser inneres Kind sehen, hören und verstehen, schaffen wir die Basis für gesunde Beziehungen, Selbstmitgefühl und nachhaltige Resilienz. Wagen Sie den Schritt – für ein heiles, selbstbestimmtes Leben.
12. Über mich: Psychotherapeut Mag. Christian Asperger

Ich bin Psychotherapeut mit Spezialisierung auf systemische Familientherapie und begleite seit vielen Jahren Menschen in schwierigen Lebensphasen. Mein Ziel ist es, Ihnen dabei zu helfen, ihr inneres Kind zu entdecken und in ihr Bewusstsein zu integrieren. Dabei sehe ich Psychotherapie nicht nur als Beruf, sondern als meine Leidenschaft und Berufung.
Durch meine langjährige Erfahrung verfüge ich über ein hohes Maß an zwischenmenschlichem Verständnis und praktischer Kompetenz.
Gerne unterstütze ich Sie in meiner Praxis in Wien, um die Arbeit mit Ihrem inneren Kind zu starten. Gemeinsam finden wir Ihren individuellen Weg zu einer glücklichen Beziehung zu sich selbst zurück.