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Krankheitsbewältigung durch Psychotherapie: Strategien für ein besseres Leben

  • Autorenbild: Christian Asperger
    Christian Asperger
  • 26. Juni
  • 6 Min. Lesezeit

Eine Krankheit verändert vieles – manchmal schleichend, manchmal mit einem Schlag. Was eben noch selbstverständlich war, gerät ins Wanken: der Alltag, die Arbeit, Beziehungen, das eigene Selbstbild. Diagnosen wie Krebs, Autoimmunerkrankungen oder chronische Beschwerden werfen Fragen auf, die weit über die medizinische Ebene hinausgehen. Gefühle wie Angst, Wut, Erschöpfung oder Ohnmacht sind in dieser Phase häufige Begleiter.


Gerade dann, wenn das Leben aus der gewohnten Bahn gerät, kann Psychotherapie ein stabilisierender und klärender Raum sein. Sie schafft die Möglichkeit, Erlebtes einzuordnen, emotionale Ressourcen zu stärken und neue Wege im Umgang mit Krankheit zu finden. Besonders die systemische Psychotherapie betrachtet den Menschen nicht isoliert, sondern in seinem Beziehungsumfeld – und eröffnet dadurch individuelle, praxisnahe und lösungsorientierte Strategien für mehr innere Stabilität und Lebensqualität.


traurige Frau

Auf einen Blick: Krankheitsbewältigung durch Psychotherapie


  • Psychotherapie stärkt die seelische Widerstandskraft bei der Bewältigung von chronischen und akuten Erkrankungen.

  • Systemische Psychotherapie aktiviert Ressourcen und unterstützt in sozialen Zusammenhängen.

  • Krankheitsbewältigung ist ein individueller Prozess mit verschiedenen Phasen.

  • Emotionale Krisen wie Angst, Schuld oder Hilflosigkeit werden bearbeitet und transformiert.

  • Psychotherapie fördert Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit.

  • Angehörige werden einbezogen, um gemeinsam tragfähige Wege zu finden.

  • Eine Kombination aus Therapie, medizinischer Versorgung und aktiver Lebensgestaltung fördert Lebensqualität trotz Krankheit.

Inhalt



1. Was ist Krankheitsbewältigung?


Krankheitsbewältigung beschreibt die psychischen, emotionalen und sozialen Prozesse, mit denen Menschen auf eine Erkrankung reagieren und versuchen, diese in ihr Leben zu integrieren. Es geht nicht nur um Anpassung, sondern auch um eine aktive Auseinandersetzung mit der neuen Lebensrealität.


Krankheitsbewältigung umfasst Denk- und Verhaltensmuster, emotionale Reaktionen und soziale Dynamiken, die Einfluss auf den Umgang mit Symptomen, Einschränkungen und Veränderungen haben.

2. Welche Phasen gibt es im Verlauf einer Krankheitsbewältigung?


Menschen durchlaufen nach einer Diagnose oft verschiedene Phasen, die nicht linear verlaufen:


  • Schock: Erstarrung, Unglaube, emotionale Leere

  • Verleugnung oder Abwehr: Der Wunsch, zur gewohnten Normalität zurückzukehren

  • Emotionale Reaktion: Angst, Trauer, Wut, Schuld

  • Suchen und Verstehen: Information, Deutungen, Sinnfragen

  • Neuorientierung: Entwicklung neuer Routinen, Anpassen von Lebenszielen

  • Akzeptanz und Integration: Die Erkrankung wird als Teil des Lebens angenommen


Diese Phasen verlaufen individuell verschieden, können sich wiederholen oder überlappen.


Puzzleteile


3. Psychotherapie als Schlüssel zur Krankheitsbewältigung

Eine psychotherapeutische Begleitung kann dabei helfen, diese Phasen bewusst zu durchleben und emotional zu verarbeiten. Sie bietet Struktur, Reflexion und ein professionelles Gegenüber.


Besonders die systemische Psychotherapie arbeitet mit Ressourcen, Kontexten und Beziehungen. Sie fragt nicht nur nach dem "Warum", sondern auch nach dem "Wozu" und "Was nun?". Das eröffnet neue Perspektiven, stärkt das Selbstbild und lässt Betroffene wieder handlungsfähig werden.



4. Psychotherapie: Was kann sie für Menschen mit Krankheiten leisten?

Psychotherapie unterstützt Menschen mit Krankheiten dabei,


  • belastende Emotionen wie Angst oder Verzweiflung zu verarbeiten,

  • den Sinn der Erkrankung im eigenen Leben zu reflektieren,

  • die Kommunikation mit Angehörigen und Behandlern zu verbessern,

  • psychosomatische Beschwerden zu verstehen,

  • Selbstwirksamkeit zu stärken und Ziele zu klären.


Der Fokus liegt auf dem Erhalt oder der Wiedergewinnung von Lebensqualität, Autonomie und innerer Stabilität.


Hand auf der Brust


5. Methoden der systemischen Psychotherapie


Systemische Psychotherapie nutzt verschiedenste Methoden:


  • Zirkuläres Fragen: Neue Sichtweisen auf Beziehungen und Dynamiken

  • Genogrammarbeit: Familienthemen und Muster erkennen

  • Externalisierung: Krankheit symbolisch "nach außen" legen, um Abstand zu gewinnen

  • Narrative Methoden: Eigene Krankheitsgeschichte neu und stärkend erzählen

  • Ressourcenaktivierung: Was hilft mir? Wer stärkt mich? Wann war ich widerstandsfähig?


Diese Methoden werden individuell angepasst und in einem vertrauensvollen Rahmen eingesetzt.


6. Strategien für ein besseres Leben durch Psychotherapie

Einige zentrale Strategien aus der psychotherapeutischen Praxis zur Krankheitsbewältigung:


  • Akzeptanz und Abgrenzung: Was liegt in meiner Kontrolle, was nicht?

  • Sinnfindung: Was gibt meinem Leben trotz Erkrankung Bedeutung?

  • Selbstfürsorge: Entwicklung von Routinen für geistige und körperliche Stabilität

  • Stärkung von Beziehungen: Kommunikation und Unterstützung im sozialen Umfeld

  • Reframing: Neue Deutungsmuster der Erkrankung entwickeln


Systemische Therapie ermutigt dazu, alte Muster zu hinterfragen und neue Handlungsspielräume zu erkennen.

Traumatherapeut Mag. Christian Asperger


7. Erfahrungsberichte aus der Praxis


Fall 1: Julia, 39, Diagnose: Multiple Sklerose


Julia ist Projektmanagerin in einem internationalen Unternehmen. Als sie nach einem Taubheitsgefühl in Armen und Beinen die Diagnose Multiple Sklerose erhält, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie fühlt sich überfordert, hilflos und zieht sich zunehmend zurück. In der systemischen Psychotherapie lernt sie, ihre Gefühle zuzulassen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Durch Externalisierungstechniken beginnt sie, die Krankheit nicht als persönlichen Feind zu sehen, sondern als Teil einer neuen Lebensrealität, die sie aktiv mitgestalten kann.


In der Therapie werden ihre beruflichen und familiären Rollen reflektiert – sie erkennt, wie sehr sie sich bislang über Leistung definiert hat und beginnt, alternative Selbstbilder zu entwickeln. Durch Genogrammarbeit wird deutlich, dass es in ihrer Familie generationsübergreifend wenig Raum für Schwäche gab – ein Glaubenssatz, den Julia bewusst hinterfragt und verändert. Am Ende der Therapie steht kein „Happy End“, aber ein neuer Zugang zu sich selbst: ein Leben mit MS, aber ohne ständigen inneren Kampf.


Fall 2: Mehmet, 52, chronisch-entzündliche Darmerkrankung


Mehmet ist Geschäftsführer eines kleinen Bauunternehmens. Seit Jahren leidet er unter Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Die körperlichen Symptome werden medizinisch behandelt, doch psychisch fühlt er sich zunehmend erschöpft. Er schämt sich für seine Krankheit, spricht nicht darüber – nicht einmal mit seiner Frau. In der Therapie wird klar, wie sehr Scham und das Gefühl, eine Belastung zu sein, seine Lebensqualität einschränken.


Mit Hilfe systemischer Methoden wie dem zirkulären Fragen erkennt Mehmet, wie seine Familie ihn trotzdem als stark, fürsorglich und präsent erlebt. Durch Ressourcenarbeit wird deutlich, dass er auch während Krankheitsschüben Verantwortung übernimmt – aber sich selbst dabei völlig vergisst. Im Therapieverlauf lernt Mehmet, offen mit seinen Einschränkungen umzugehen und Verantwortung nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu übernehmen. Das führt zu einer spürbaren Entlastung – für ihn und seine Familie.


Fall 3: Karin, 47, Brustkrebs


Karin ist Lehrerin und lebt allein. Nach der Diagnose Brustkrebs fühlt sie sich wie gelähmt. Ihre größte Angst: „Ich bin nur noch Patientin – nicht mehr ich selbst.“ Die systemische Therapie hilft ihr zunächst, ihre Trauer über den körperlichen und biografischen Kontrollverlust auszudrücken. Sie beginnt, in geschütztem Rahmen über Themen wie Sterblichkeit, Isolation und Wertfragen zu sprechen.


In den Sitzungen wird klar, dass ihre Erkrankung alte, unbewusste Beziehungsmuster aktiviert – etwa das Gefühl, niemandem zur Last fallen zu dürfen. Durch narrative Methoden erzählt sie ihre Lebensgeschichte neu: nicht nur als die einer kranken Frau, sondern als eine, die auch in schwerer Zeit Entscheidungen treffen, Nähe zulassen und Sinn finden kann. Sie beginnt, wieder zu malen, sucht bewusst Kontakt zu alten Freunden und integriert Rituale wie Spaziergänge und Meditation in ihren Alltag. Die Therapie begleitet sie über ein Jahr – durch Operation, Chemo und Reha – und wird zu einem Ort der Selbstvergewisserung in einer Zeit existenzieller Verunsicherung.



8. FAQ: Die wichtigsten Fragen rund um Krankheitsbewältigung durch Psychotherapie


Wie finde ich eine passende Psychotherapeutin oder einen passenden Therapeuten in Wien?

Die Österreichische Psychotherapeutenliste bietet einen guten Überblick. Achten Sie auf Spezialisierung und persönliche Passung.

Wie lange dauert eine Psychotherapie zur Krankheitsbewältigung?

Das ist individuell verschieden. Manche Menschen profitieren bereits nach wenigen Sitzungen, andere bleiben über Monate hinweg in Begleitung.

Wird auch meine Familie in die Therapie einbezogen?

Gerade systemische Therapie bezieht wichtige Bezugspersonen aktiv ein, wenn das gewünscht ist.

Ist Psychotherapie bei Krankheit überhaupt sinnvoll, wenn ich auch medizinisch betreut werde?

Ja. Psychotherapie ist keine Konkurrenz zur Medizin, sondern eine wertvolle Ergänzung.

Was, wenn ich noch nicht über meine Krankheit sprechen kann?

Therapie beginnt da, wo Sie stehen. Es braucht keinen fertigen „Plan“ – Schweigen, Weinen oder Zögern haben genauso Raum wie Worte.

Hilft Psychotherapie auch bei Angst vor Verschlechterung oder Tod?

Absolut. Existenzielle Ängste sind natürliche Reaktionen. Psychotherapie bietet einen geschützten Rahmen, um über das Unsagbare zu sprechen und neue innere Halt gebende Perspektiven zu entwickeln.

Ich funktioniere im Alltag – brauche ich überhaupt Therapie?

Viele Menschen „funktionieren“ nach außen, während sie innerlich leiden. Therapie ist nicht nur für akute Krisen, sondern kann auch stille Belastungen aufgreifen und nachhaltig lindern.

Kann Psychotherapie helfen, mit Schuldgefühlen oder Selbstvorwürfen umzugehen?

Unbedingt. Schuld ist ein häufiger Begleiter bei chronischer oder schwerer Krankheit. In der systemischen Therapie wird Schuld nicht moralisch gewertet, sondern als Signal betrachtet, das verstanden und bearbeitet werden kann.



9. Fazit: Neue Wege im Umgang mit Krankheit


Krankheit ist eine Zäsur, die viel verändert. Doch mit professioneller psychotherapeutischer Unterstützung kann sie auch Ausgangspunkt für eine neue Selbstbegegnung sein. Psychotherapie ermöglicht es, den Blick zu weiten, neue Bedeutungen zu finden und innere Klarheit zu gewinnen.


Gerade in Wien gibt es eine Vielzahl an erfahrenen Therapeut:innen, die Menschen auf diesem Weg empathisch und kompetent begleiten.


Die systemische Sichtweise bietet dabei nicht nur Hilfe im Umgang mit der Krankheit selbst, sondern auch eine Einladung, das eigene Leben neu zu betrachten – mit allem, was dazugehört: Angst und Hoffnung, Schmerz und Stärke, Abschied und Neubeginn.



10. Über mich: Psychotherapeut Mag. Christian Asperger


Psychotherapeut Mag. Christian Asperger

Ich bin Psychotherapeut mit Spezialisierung auf systemische Familientherapie und Traumatherapie. Ich begleite seit vielen Jahren Menschen in schwierigen Lebensphasen. Gemeinsam mit meiner Co-Therapeutin Kaija und Ihrer Mitarbeit helfe ich Ihnen, Ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen, zu verarbeiten und den richtigen Umgang mit Ihnen zu lernen. Dabei sehe ich Psychotherapie nicht nur als Beruf, sondern als meine Leidenschaft und Berufung.

Durch meine langjährige Erfahrung verfüge ich über ein hohes Maß an zwischenmenschlichem Verständnis und praktischer Kompetenz.



Gerne unterstütze ich Sie in meiner Praxis in Wien, um die Arbeit mit Ihrem Thema zu starten. Gemeinsam finden wir Ihren individuellen Weg zu einer glücklichen Beziehung zu sich selbst zurück.






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