top of page

Gefühle sind wie Wellen: Wie man mit emotionalen Schwankungen umgeht

  • Autorenbild: Christian Asperger
    Christian Asperger
  • 18. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Gefühle sind wie Wellen – sie rollen mal sanft an- und ab, mal türmen sie sich zu einem Sturm auf. In meiner Praxis in 1020 Wien begegne ich täglich Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen: Ärzt:innen, Gründer:innen, Jurist:innen oder Führungskräfte.


Viele kämpfen damit, unangenehme Emotionen zu unterdrücken oder zu vermeiden, aus Angst vor Kontrollverlust oder Scham. Doch genau diese Vermeidungsstrategien lassen die Welle länger hochschlagen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Gefühle als natürliches, vorübergehendes Phänomen ansehen und mithilfe narrativer Ansätze lernen, auch stürmische Wellen souverän zu surfen.



Wellen for einer Insel

Was Sie hier erfahren können


  • Wie verschiedene Arten von Gefühlen entstehen und warum wir manches lieber umschiffen

  • Wie Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen im narrativen Familiensetting interagieren

  • Praxisbeispiele aus Therapiesitzungen: Wenn Unsicherheit zu Panik wird und wie wir sie neu erzählen

  • Surfen statt wegtauchen: Narrative Surf-Beispiele, die Wellen erfahrbar und gestaltbar machen

  • Wie Ihnen die Wellenmetapher im Alltag hilft, emotionale Schwankungen als Ressource zu nutzen



Inhaltsverzeichnis



1. Arten von Gefühlen und warum wir manche vermeiden


Unser emotionales Spektrum reicht von leichter Brandung (Freude, Neugier) über mittlere Wellen (Traurigkeit, Scham, Unsicherheit) bis hin zu Sturm-Wellen (Angst, Panik, Wut).


  • Leichte Wellen sind Wegweiser für Wohlbefinden und Kreativität.

  • Mittlere Wellen signalisieren, dass Bedürfnisse nicht ausreichend geachtet werden.

  • Starke Wellen aktivieren unsere Alarmmechanismen – kämpfen oder fliehen.


Viele Menschen, insbesondere in verantwortungsvollen Positionen, fürchten Sturm-Wellen, weil sie Kontrolle verlieren könnten. Doch je stärker wir gegen sie ankämpfen, desto länger halten sie sich. Erkennen wir sie als natürliche Wellenbewegung, können sie abebben – so wie Meereswellen nach dem Sturm.


Foto von Kopf mehrfach belichtet


2. Gedanken, Gefühle und Körper im Dreiklang


Stellen Sie sich Gedanken, Gefühl und Körper als die drei Töne eines Major-Chords auf der Gitarre vor: den Grundton (1. Ton), den großen Terzton (3. Ton) und den Quintton (5. Ton). Nur wenn alle drei in Harmonie sind, erklingt ein voller, kraftvoller Akkord. Fehlt einer oder ist verstimmt, klingt es dissonant – ähnlich wie Disharmonie in uns, wenn wir gedanklich gegen unsere Gefühle oder Körperempfindungen anspielen


Fallbeispiel A: Die „Stille‑Welle“ bei Maria (16)


  • Grundton (Gedanke): Maria denkt: „Wenn ich jetzt was sage, eskaliert der Streit.“

  • Terzton (Gefühl): Sie spürt Angst, überhört zu werden – eine drückende, kühle Welle.

  • Quintton (Körper): Im Brustkorb zieht sich alles zusammen, der Atem bleibt flach.


In der Sitzung erkannten wir, dass dieser „Dreiklang“ in der Familie bereits seit Generationen gespielt wurde. Mithilfe externer Erzählsprache entstand eine neue Komposition: Die Eltern benannten gemeinsam mit Maria die „Stille‑Welle“, ihre Gedanken wandelten sich zu: „Wir hören Maria zu, egal wie laut oder leise sie spricht.“ Das löste die Dissonanz – der innere Akkord klang fortan voll und klar.


Fallbeispiel B: Die „Alarm‑Welle“ im Paarsetting


  • Grundton (Gedanke): Der Jurist glaubt: „Ich darf keine Schwäche zeigen.“

  • Terzton (Gefühl): Plötzlich überrollt ihn Panik – eine heiße, pochende Welle.

  • Quintton (Körper): Er ringt um Luft, sein Herz schlägt in wilden Rhythmen.


Wir gaben dieser Kombination den Namen „Alarm‑Welle“ und brachten sie in den therapeutischen Raum. Die Partnerin schilderte, wie sie ihre eigene Resonanz spürte – angespanntes Rückzugsverhalten. Gemeinsam übten sie, jeden Ton bewusst anzustimmen: Er nennt den Gedanken laut, sie nimmt seine Körperreaktion wahr und benennt sein Gefühl. So entstand ein gemeinsamer, harmonischer Dreiklang, der die Panik-Welle abmilderte.


Frau mit Gitarre


3. Surfen statt wegtauchen: Gefühle sind wie Wellen


Mit der Surfmethode aus der narrativen Systemtherapie lernen Familien, Paare und Kinder, Wellen nicht zu bekämpfen, sondern als Teil ihrer gemeinsamen Geschichte zu gestalten.


Beispiel 1 – Felix (9) und die „Mathe‑Angst‑Welle“


  • Ausgangslage: Felix bricht bei Mathehausübungen in Tränen aus und verweigert jede Aufgabe.

  • Narrative Intervention: Die Familie taufte das Erleben „Mathe‑Angst‑Welle“ und bastelte ein Surfbrett-Modell:

    1. Wellenbrecher – die Eltern benennen Felix’ Angst laut („Ich sehe deine Mathe‑Welle“).

    2. Surfbrett – Felix’ Stärken (Humor, Gedächtnis) werden als Mittel gegen die Welle dargestellt.

  • Ergebnis: Felix kündigt die Welle an („Welle in 3…2…1…“) und nutzt seine Stärken, um ruhig zu beginnen.


Beispiel 2 – Das Coaching-Paar nach Vertrauensbruch


  • Ausgangslage: Nach einem Seitensprung fühlten beide eine „Tsunami‑Welle“ aus Wut und Scham.

  • Narrative Intervention: In einem Rollenspiel gaben sie der Wut eine Form (roter Tanz) und der Scham eine Mauer (örtliche Distanz). Anschließend probierten sie einen gemeinsamen „Surf‑Tanz“: eine kurze Atempause, bevor sie reagieren.

  • Ergebnis: Sie malten in der Sitzung eine dünne Linie als gemeinsames Surfbrett hinter jeder Welle – dieses Bild hilft ihnen heute, in Konflikten innezuhalten und zusammen weiterzufahren.



Frau mit Surfbrett wartet auf Welle

4. Die Wellenmetapher im Alltag


Im Alltag kann die Wellenmetapher zu einem festen Begleiter werden. Stellen Sie sich vor, Sie stehen jeden Morgen am Ufer Ihres inneren Meeres und beobachten das Auf und Ab der Wellen: mal sanft und gut beherrschbar, mal hoch und kraftvoll. Wenn im Laufe des Tages eine starke Welle, etwa aus Wut oder Angst, in Ihnen aufsteigt, erinnern Sie sich bewusst an das Bild Ihrer persönlichen Surf-Toolbox – Gedanken, Gefühl und Körper im Dreiklang wie ein Major-Chord. Sie nehmen den Impuls wahr, ohne sofort zu reagieren, suchen in Ihrem inneren Repertoire nach Halt und navigieren so sicher durch die Brandung.


In Stressmomenten hilft Ihnen diese Haltung, einen kurzen inneren Abstand zu gewinnen: Sie beobachten den Rhythmus Ihrer Atmung, erlauben sich einen Augenblick, die eigene Resonanz zu spüren, und entscheiden dann bewusst, wie Sie handeln möchten. Dieses kleine Innehalten wirkt in Teamsitzungen oder Familiendialogen wie ein kollektiver Wellenbrecher: Andere bemerken Ihre Gelassenheit und sind eher bereit, selbst achtsam mit ihren Wellen umzugehen.


Am Tagesende kann eine kurze Reflexion über die stärkste Welle des Tages Ihr Bewusstsein schärfen: Welcher Moment hat Sie am meisten aufgewühlt, und welchen inneren Major-Chord haben Sie eingesetzt, um nicht davonzufliegen? So wird jedes emotionale Auf und Ab zu einer Lernerfahrung und stärkt Ihre Fähigkeit, auch in Zukunft souverän zu reagieren.



5. Fazit: Lassen Sie Gefühle kommen und gehen – surfen Sie souverän


Gefühle sind wie Wellen – und sie bilden zusammen mit unseren Gedanken und Körperempfindungen den Dreiklang eines Major-Chords: harmonisch und kraftvoll, wenn alle drei Töne in Einklang sind.


Mit narrativen Ansätzen und der Wellenmetapher lernen Sie, Ihre emotionale Geschichte aktiv zu gestalten und auf jeder Welle zu surfen, statt davonzutauchen. In meiner Praxis in 1020  Wien begleite ich Sie dabei, Ihre Gefühle neu zu schreiben und Ihre Resilienz zu stärken.


Sind Sie bereit, Ihre Wellenkompetenz zu vertiefen? Kontaktieren Sie mich für ein Erstgespräch oder ein individuelles Coaching für Führungskräfte und Unternehmer:innen.



Das Bild zeigt einen Mann von hinten in einem grauen Anzug, der eine Treppe hinaufsteigt und auf ein Licht zugeht. Er wirkt wie ein starker Leader, der die Kompetenzen einer Führungskraft erworben hat.

6. Mein Therapie-Ansatz kann helfen


Paartherapeut 1020 Wien

In meiner Rolle als Psychotherapeut integriere ich meine langjährige Erfahrung aus meiner Praxis als Psychotherapeut sowie als Führungskraft in Konzernen mit einer soliden Ausbildung in systemischer Psychotherapie und Coaching. Mein Ansatz basiert auf dem Verständnis der Menschen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und der Konzentration auf das "Wie" gegenwärtiger Situationen. Ich betrachte Klienten als Experten ihrer eigenen Fälle und vermeide es, Themen zu vertiefen, die sie nicht aktiv einbringen.


Neben meiner beruflichen Tätigkeit engagiere ich mich in kontinuierlichen Weiterbildungen und genieße meine Freizeit mit meiner Familie und Outdoor-Aktivitäten. Meine Qualifikationen umfassen systemische Psychotherapie, Paartherapie, hundegestützte Therapie, EMDR, systemisches Coaching und ein Studium der Betriebswirtschaft.



bottom of page