Fühlen Sie sich häufig müde, erschöpft und antriebslos? Depression und Abgeschlagenheit können das alltägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Doch es gibt Wege, um wieder mehr Energie und Lebensfreude zu gewinnen. In diesem Artikel beleuchten wir aus systemischer Sicht, wie Sie Ihren inneren Akku aufladen können und welche medizinischen, psychologischen und soziologischen Faktoren eine Rolle spielen.

Inhaltsverzeichnis
1. Ursachen für Depression und Abgeschlagenheit
Erschöpfung und Antriebslosigkeit haben viele Ursachen, die sich oft gegenseitig beeinflussen. Die systemische Therapie betrachtet den Menschen als Teil eines Netzwerks aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.
Medizinische Faktoren
Medizinische Ursachen können eine zentrale Rolle spielen. Hormonelle Dysbalancen, insbesondere ein Mangel an Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin, sind häufig mit depressiven Symptomen verbunden. Zudem können Schlafmangel und chronische Schmerzen das Energieniveau drastisch senken. Auch eine unausgewogene Ernährung oder Erkrankungen wie Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion verstärken depressive Symptome.
Ein weiterer medizinischer Faktor ist der Einfluss des Mikrobioms. Studien zeigen, dass ein Ungleichgewicht in der Darmflora mit depressiven Verstimmungen in Verbindung stehen kann. Eine darmfreundliche Ernährung mit probiotischen Lebensmitteln kann sich daher positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.
Psychologische Faktoren
Dauerstress und Überforderung durch berufliche oder private Belastungen sind häufige Ursachen für anhaltende Erschöpfung. Unverarbeitete Traumata oder negative Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ können das Selbstwertgefühl senken. Ebenso kann der Verlust eines geliebten Menschen langfristig zu Antriebslosigkeit führen.
Oft entsteht ein Teufelskreis: Menschen mit depressiven Symptomen ziehen sich zurück, wodurch positive Erfahrungen und soziale Unterstützung fehlen. Dies verstärkt die negativen Gefühle und erhöht das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Die systemische Therapie hilft, diesen Kreislauf zu durchbrechen.
Soziale Faktoren
Soziale Isolation ist ein wesentlicher Faktor bei Depressionen. Fehlende soziale Unterstützung kann das Gefühl der Hilflosigkeit verstärken. Familiendynamiken oder gesellschaftlicher Druck, beispielsweise der Zwang zum beruflichen Erfolg oder einem bestimmten Körperbild, können ebenfalls zu anhaltender Erschöpfung führen.
Besonders in der modernen Gesellschaft sind Menschen oft einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt. Die ständige Erreichbarkeit durch digitale Medien verstärkt das Gefühl, immer produktiv sein zu müssen. Dies führt langfristig zu chronischer Überlastung und Erschöpfung.

2. Systemische Selbstreflexion: Wo stehen Sie gerade?
Ein erster Schritt zur Veränderung ist die Selbstreflexion. Neben gezielten Fragen gibt es in der systemischen Therapie verschiedene Methoden, um mehr Klarheit darüber zu gewinnen, welche Faktoren Energie rauben oder stärken.
Methoden zur Selbsterkenntnis
Genogramm-Analyse: Hierbei wird ein Familien-Stammbaum erstellt, der nicht nur biologische Verbindungen zeigt, sondern auch wiederkehrende Muster innerhalb der Familie sichtbar macht. Oft lassen sich dort unbewusste Belastungen oder familiäre Erwartungen erkennen, die Energie rauben.
Lebensfluss-Modell: Diese Methode visualisiert wichtige Stationen des eigenen Lebens und hilft, belastende sowie stärkende Phasen zu reflektieren. Dadurch lassen sich Muster im eigenen Verhalten und Umgang mit Stress identifizieren.
Systemische Aufstellung: Mithilfe von Stühlen, Figuren oder realen Personen können Beziehungen und Konflikte im eigenen Umfeld greifbar gemacht werden. Dadurch werden oft Blockaden oder unausgesprochene Erwartungen sichtbar.
Körperliche Signale bewusst wahrnehmen: Unser Körper gibt uns oft Hinweise auf Überforderung, die wir übersehen. Achtsamkeitsübungen können helfen, diese Signale zu deuten und gezielt für Veränderungen zu nutzen.
Praxisbeispiel
Ein Mann in den Vierzigern fühlte sich seit Jahren erschöpft und antriebslos. In einer systemischen Aufstellung wurde sichtbar, dass er unbewusst die Verantwortung für das Glück seiner Eltern übernahm und sich selbst stark zurücknahm. Erst durch diese Erkenntnis konnte er beginnen, seine eigenen Bedürfnisse zu priorisieren und neue Energiequellen zu erschließen.

3. Veränderung von Denkmustern
Negative Glaubenssätze sind oft das Resultat früh gelernter Überzeugungen, die sich tief im inneren System eines Menschen verankert haben. Die systemische Therapie betrachtet diese Denkmuster nicht isoliert, sondern als Teil eines sozialen und familiären Systems.
Internalisierung externer Einflüsse
Viele unserer Glaubenssätze entstehen durch das familiäre Umfeld oder gesellschaftliche Erwartungen. Beispielsweise kann ein Kind, das ständig kritisiert wurde, später den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ entwickeln. Diese Überzeugung wird so stark verinnerlicht, dass sie als eigene Wahrheit erscheint.
Ein erster Schritt zur Veränderung ist die Bewusstwerdung dieser übernommenen Überzeugungen. Fragen wie „Wem gehört diese Stimme wirklich?“ oder „Wie würde ich denken, wenn ich diese Überzeugung nicht hätte?“ helfen dabei, sich davon zu distanzieren.
Methoden zur Veränderung negativer Glaubenssätze
Reframing: Ein negativer Gedanke wird aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Statt „Ich bin ein Versager“ kann es heißen „Ich habe eine Herausforderung erlebt, aus der ich lernen kann“.
Arbeit mit inneren Anteilen: In der systemischen Therapie wird davon ausgegangen, dass unser inneres Erleben aus verschiedenen Persönlichkeitsanteilen besteht. Der kritische Anteil kann beispielsweise in einen unterstützenden Begleiter umgewandelt werden.
Narrative Umdeutung: Die eigene Lebensgeschichte wird bewusst neu erzählt, sodass die positiven Aspekte und Ressourcen stärker in den Fokus rücken.
Arbeit mit inneren Dialogen: Durch das bewusste Führen von inneren Gesprächen mit der eigenen Vergangenheit können alte Überzeugungen aufgelöst werden.
Praxisbeispiel
Eine Frau, die ihr ganzes Leben lang das Gefühl hatte, nicht genug zu sein, erkannte in einer systemischen Sitzung, dass diese Überzeugung ursprünglich von ihrer Mutter stammte, die selbst unter starken Selbstzweifeln litt. Durch gezielte Umdeutung konnte sie beginnen, sich von dieser Last zu lösen und ein neues Selbstbild aufzubauen.

4. Ressourcen aktivieren und stärken
Was sind Ressourcen?
Ressourcen sind alle inneren und äußeren Kräfte, die uns Stabilität, Energie und Resilienz verleihen. Sie können emotionaler, sozialer oder praktischer Natur sein und spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Belastungen.
Innere Ressourcen
Dazu gehören persönliche Stärken wie Durchhaltevermögen, Optimismus, Kreativität und Selbstfürsorge. Auch Fähigkeiten, Talente und Erfahrungen, die in der Vergangenheit geholfen haben, schwierige Situationen zu meistern, zählen dazu.
Äußere Ressourcen
Hierzu gehören unterstützende soziale Netzwerke, stabile Lebensumstände, ein inspirierendes Umfeld oder Hobbys, die Freude bereiten.
Wie kann man Ressourcen erkennen und aufbauen?
Vergangene Erfolge analysieren: Wann haben Sie sich zuletzt stark gefühlt?
Tagebuch führen: Notieren Sie tägliche Kraftquellen.
Bewusst Kraftquellen aktivieren: Zeit in der Natur, Gespräche mit Freunden, Kreativität ausleben.
Ressourcen stärken: Regelmäßige Rituale und achtsame Pausen einplanen.
Was tun, wenn keine Kraft da ist?
Kleine Schritte gehen, sich nicht unter Druck setzen und professionelle Hilfe annehmen.
5. Fazit: Kleine Schritte, große Wirkung
Der Weg aus der Erschöpfung beginnt mit kleinen Veränderungen. Durch systemische Selbstreflexion, das Verändern negativer Denkmuster, das Aktivieren von Ressourcen und eine bewusste Lebensführung kann neue Energie gewonnen werden.
Wichtig ist, Geduld mit sich selbst zu haben und Unterstützung anzunehmen, wenn es nötig ist. Jeder Schritt zählt – hin zu mehr Lebendigkeit und Lebensfreude.

6. Mein Therapie-Ansatz kann helfen

In meiner Rolle als Psychotherapeut integriere ich meine langjährige Erfahrung aus meiner Praxis als Psychotherapeut sowie als Führungskraft in Konzernen mit einer soliden Ausbildung in systemischer Psychotherapie und Coaching. Mein Ansatz basiert auf dem Verständnis der Menschen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und der Konzentration auf das "Wie" gegenwärtiger Situationen. Ich betrachte Klienten als Experten ihrer eigenen Fälle und vermeide es, Themen zu vertiefen, die sie nicht aktiv einbringen.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit engagiere ich mich in kontinuierlichen Weiterbildungen und genieße meine Freizeit mit meiner Familie und Outdoor-Aktivitäten. Meine Qualifikationen umfassen systemische Psychotherapie, Paartherapie, hundegestützte Therapie, EMDR, systemisches Coaching und ein Studium der Betriebswirtschaft.
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