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Psychotherapie für Männer: Wie Barrieren überwunden und Chancen genutzt werden können

Autorenbild: Christian AspergerChristian Asperger

Aktualisiert: 13. März

Männer stehen in unserer Gesellschaft oft unter dem Druck traditioneller Rollenbilder, die emotionale Offenheit und Hilfesuche als Schwäche interpretieren. Dies führt dazu, dass Männer psychotherapeutische Angebote seltener in Anspruch nehmen als Frauen – obwohl gerade sie häufig von den Vorteilen psychotherapeutischer Arbeit profitieren können.


In diesem Beitrag möchte ich als systemischer Psychotherapeut die Besonderheiten und Herausforderungen beleuchten, denen Männer in der Psychotherapie begegnen, und gleichzeitig Ansätze aufzeigen, wie systemische Interventionen dazu beitragen können, Barrieren abzubauen und neue Perspektiven zu eröffnen. In einem ORF Beitrag berichtet außerdem ein Klient über seine Erfahrungen in meiner Praxis.


Mann in Psychotherapie Praxis in Wien

Was Sie hier erfahren können


  • Welche gesellschaftlichen Erwartungen Männer davon abhalten, Therapieangebote wahrzunehmen

  • Welche Hindernisse häufig in meiner Praxis geschildert werden und wie sie überwunden werden können

  • Welche psychotherapeutischen Interventionen besonders hilfreich sind

  • Wie systemische Therapie Männern helfen kann, ihr volles Potenzial zu entfalten


Inhaltsverzeichnis


 

1. Geschlechterrollen und gesellschaftliche Erwartungen


Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit prägen die Sozialisation vieler Männer. Diese Normen beinhalten häufig Werte wie Stärke, emotionale Kontrolle, Unabhängigkeit und Durchsetzungsvermögen. Solche Erwartungen können sich bereits in der Kindheit manifestieren, wenn Jungen für emotionale Offenheit belächelt oder bestraft werden. Auch in beruflichen und sozialen Kontexten wird von Männern oft erwartet, belastbar und rational zu agieren – ohne Raum für emotionale Schwäche oder Verletzlichkeit.


Das Resultat ist häufig eine emotionale Isolation, bei der Männer ihre eigenen Bedürfnisse und Verletzungen nicht mehr erkennen oder mitteilen können. Studien belegen, dass Männer emotionale Unterstützung seltener in Anspruch nehmen und auch Warnsignale psychischer Belastungen wie Depressionen oder Ängste häufiger ignorieren. Diese innere Abkapselung kann zu einem hohen Leidensdruck führen, der sich auf Beziehungen, die Arbeitsleistung und die körperliche Gesundheit auswirkt.


In der Psychotherapie zeigt sich dieses Muster oft in einer anfänglichen Abwehrhaltung oder Skepsis gegenüber therapeutischen Prozessen. Vielen Männern fällt es schwer, sich mit ihren Emotionen auseinanderzusetzen oder Vertrauen zu einer fremden Person aufzubauen. Hier ist es essenziell, einen sicheren und wertungsfreien Raum zu schaffen, in dem Männer schrittweise lernen, emotionale Offenheit zuzulassen.


ORF Beitrag - Psychotherapie für Männer


Im folgenden ORF Beitrag Psychotherapie für Männer erfahren Sie direkt aus erster Hand eines Klienten über seine Erfahrungen in meiner Praxis.


Mann in Psychotherapie

 

2. Hindernisse der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Angebote


Viele Männer erleben spezifische innere und äußere Barrieren, die sie davon abhalten, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen:


  • Stigmatisierung und Schamgefühle: Häufig herrscht die Befürchtung vor, als schwach oder unfähig abgestempelt zu werden, wenn man therapeutische Hilfe sucht. Diese Scham kann Männer daran hindern, überhaupt den ersten Schritt zu machen.

  • Angst vor Kontrollverlust: Männer sind oft darauf sozialisiert, Kontrolle über ihr Leben und ihre Emotionen zu behalten. Der Gedanke, sich in einer Therapie emotional zu öffnen und potenziell verletzbar zu zeigen, kann beängstigend wirken.

  • Mangel an Vorbildern: Es gibt nur wenige öffentliche Vorbilder, die Männer dazu ermutigen, psychische Hilfe anzunehmen. Dies erschwert die Normalisierung des Themas.

  • Fehlende emotionale Sprache: Viele Männer berichten, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen überhaupt zu benennen oder auszudrücken – eine Herausforderung, die sie davon abhalten kann, sich verstanden zu fühlen.


Ein häufiges Praxisbeispiel:


In meiner therapeutischen Arbeit erlebe ich oft, dass Frauen mich aufsuchen und fragen, wie sie ihren Partner für eine Paar- oder Einzeltherapie gewinnen können. Häufig schildern sie, dass ihre Partner emotional blockieren, abweisend reagieren oder sich komplett zurückziehen, wenn es um Gefühle oder Beziehungsprobleme geht.


Was können Frauen in solchen Situationen tun?


  • Den Druck rausnehmen: Druck oder Vorwürfe verstärken oft nur die Abwehrhaltung. Stattdessen können einfühlsame Gesprächsansätze, bei denen es um die eigene Gefühlslage geht ("Ich fühle mich ...") und nicht um Schuldzuweisungen, Brücken bauen.

  • Verständnis für Ängste zeigen: Frauen sollten anerkennen, dass der Weg in die Therapie für Männer oft mit tief sitzenden Ängsten verbunden ist. Dies zu benennen und Verständnis zu zeigen, kann erste Mauern einreißen.

  • Das Positive betonen: Statt den Fokus auf Probleme zu legen, kann es hilfreich sein, die Chancen einer Therapie hervorzuheben – etwa mehr gegenseitiges Verständnis, weniger Konflikte und eine bessere Lebensqualität.

  • Gemeinsame Schritte anbieten: Manchmal ist es sinnvoll, zunächst eine Paartherapie oder ein unverbindliches Erstgespräch vorzuschlagen, um die Hemmschwelle zu senken.


Bild einer Frau in Bluse und Rock, die in die Ferne blickt. Im Hintergrund zeichnet sich ihr Schatten in der Form einer Superheldin mit wehendem Umhang ab. Dieses Bild soll die Vorbildfunktion als Kompetenz von Führungskräften verdeutlichen.

 

3. Systemische Ansätze: Ganzheitliche Perspektiven in der Therapie


Als systemischer Psychotherapeut arbeite ich mit dem Verständnis, dass Individuen in einem komplexen Netzwerk aus Beziehungen, sozialen Kontexten und kulturellen Normen eingebettet sind. Dieser Ansatz ermöglicht es, nicht nur individuelle Symptome zu betrachten, sondern auch die Wechselwirkungen zwischen den persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Ebenen.Ein systemischer Blick eröffnet vielfältige Möglichkeiten:


  • Beziehungskonstellationen und Kommunikationsmuster: Männer können in der Therapie lernen, wie sich traditionelle Kommunikationsmuster in ihrem familiären und beruflichen Umfeld manifestieren und welche Alternativen zu mehr Offenheit und Verständnis beitragen können.

  • Rollenflexibilität: Durch Reflexion der eigenen Geschlechterrolle und ihrer Ursprünge wird oft ein Raum geschaffen, in dem Männer alternative Ausdrucksformen und Verhaltensweisen ausprobieren können.

  • Ressourcenorientierung: Systemische Ansätze betonen die vorhandenen Stärken und Ressourcen. Dies ermöglicht es Männern, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und so das Selbstbild nachhaltig zu verändern.



Das Bild zeig Mag. Christian Asperger bei einer Aufstellung am Systembrett
 

4. Effektive Interventionen empirische Evidenz


Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen bei Männern wird in zahlreichen Studien belegt. Studien wie die von Smith et al. (2021) oder Müller & Braun (2019) zeigen, dass maßgeschneiderte Ansätze nicht nur zu einer Symptomreduktion führen, sondern auch die allgemeine Lebensqualität verbessern können. Einem weiterführenden Artikel dazu finden Sie hier.


Beispiele für gezielte Interventionen sind:


  • Narrative Ansätze: Das Erzählen und Umgestalten der eigenen Lebensgeschichte kann dabei helfen, verfestigte Rollenbilder zu hinterfragen und neue, flexiblere Identitätsentwürfe zu entwickeln. Indem Männer lernen, ihre Erfahrungen zu reflektieren und neu zu interpretieren, werden sie in die Lage versetzt, alternative Perspektiven einzunehmen.

  • Paartherapie: Die Paartherapie ermöglicht es Männern, in einem strukturierten Rahmen über Beziehungsprobleme zu sprechen. Hier kann der Fokus auf gemeinsame Kommunikationsstrategien und den Abbau von Missverständnissen gelegt werden. Die Erfahrung, in der Therapie Gehör zu finden und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, reduziert oft die Abwehrhaltung gegenüber weiteren therapeutischen Angeboten.

  • Familientherapie: In der Familientherapie können Männer lernen, wie die Familiendynamik ihre eigenen Verhaltensmuster beeinflusst. Durch das Aufzeigen und Bearbeiten von wiederkehrenden Konfliktmustern wird ein Raum geschaffen, in dem Männer und ihre Familienmitglieder gegenseitiges Verständnis entwickeln und gestörte Beziehungen heilen können.


 

5. Chancen der Psychotherapie für Männer


Psychotherapie bietet Männern die Möglichkeit, einen neuen Zugang zu ihren Emotionen zu finden, alte Muster zu durchbrechen und langfristig zu einem erfüllteren und authentischeren Leben zu gelangen.


  • Emotionales Wachstum: Männer können lernen, ihre Emotionen besser zu erkennen und auszudrücken. Dies kann nicht nur zu einer besseren Selbstwahrnehmung führen, sondern auch zu tiefergehenden und erfüllenderen Beziehungen.

  • Verbesserte Konfliktbewältigung: Durch das Erlernen neuer Kommunikations- und Konfliktstrategien können Männer ihre Beziehungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld verbessern.

  • Stärkere Resilienz: Die Auseinandersetzung mit belastenden Lebensereignissen und alten Verletzungen stärkt die Fähigkeit, zukünftige Herausforderungen besser zu bewältigen.

  • Persönliche Authentizität: Männer können verinnerlichte gesellschaftliche Erwartungen hinterfragen und einen authentischeren Lebensstil entwickeln, der ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht.


Der systemische Ansatz bietet hier den Vorteil, dass Veränderungen nicht isoliert beim Individuum ansetzen, sondern in einem Netzwerk wirken – was zu nachhaltigen und breit gefächerten Verbesserungen führen kann. Darüber hinaus fokussiert die systemische Psychotherapie stärker auf die Ressourcen und weniger auf vermeintlichen Defizite.




Das Bild zeigt einen Mann von hinten in einem grauen Anzug, der eine Treppe hinaufsteigt und auf ein Licht zugeht. Er wirkt wie ein starker Leader, der die Kompetenzen einer Führungskraft erworben hat.
 

6. Mein Therapie-Ansatz kann helfen


Psychotherapeut 1020 Wien

In meiner Rolle als Psychotherapeut integriere ich meine langjährige Erfahrung aus meiner Praxis als Psychotherapeut sowie als Führungskraft in Konzernen mit einer soliden Ausbildung in systemischer Psychotherapie und Coaching. Mein Ansatz basiert auf dem Verständnis der Menschen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und der Konzentration auf das "Wie" gegenwärtiger Situationen. Ich betrachte Klienten als Experten ihrer eigenen Fälle und vermeide es, Themen zu vertiefen, die sie nicht aktiv einbringen.


Neben meiner beruflichen Tätigkeit engagiere ich mich in kontinuierlichen Weiterbildungen und genieße meine Freizeit mit meiner Familie und Outdoor-Aktivitäten. Meine Qualifikationen umfassen systemische Psychotherapie, Paartherapie, hundegestützte Therapie, EMDR, systemisches Coaching und ein Studium der Betriebswirtschaft.



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